Natascha Kampusch: Endlose Ermittlungen, das FBI und ein Kinofilm

Der Fall Natascha Kampusch erinnerte von Anfang an an einen leider guten Krimi. Einen Krimi, der jeden packen und mitreißen dürfte. Es ist die Geschichte eines Mädchens, das  im März 1998 auf dem Schulweg entführt und acht Jahre lang von Wolfgang Priklopil in einem Keller gefangen gehalten wird. Bis ihr eine mutige Flucht in die Freiheit gelingt. In ihrem Buch „3096 Tage“ spricht sie über ihr Leben im Keller, ihre Ängste und ihre Beziehung zu ihrem Entführer. Natascha Kampusch berichtet in diesem Buch sehr ehrlich und teils ein wenig sauer und enttäuscht. Sauer und enttäuscht darüber, dass die ermittelnden Polizisten einer sehr wichtigen Aussage nicht nachgegangen sind, die sie eventuell hätte befreien können. Sauer darauf, dass man ihr das Stockholm-Syndrom andichten wollte. Sauer darauf, dass man sie nicht einfach in Ruhe ließ nach der schweren Zeit. Man spekulierte über ein Kind, welches Kampusch angeblich von ihrem Entführer geboren haben soll. Außerdem so heißt es sei Priklopil nicht der einzige Täter gewesen. Man munkelte und munkelte und konnte nichts beweisen. Dass jedoch bei den Ermittlungen geschlampt wurde, ist offensichtlich. Jemand gab einen Hinweis auf einen weißen PKW. Diesem wurde nicht nachgegangen. Ansonsten hätte die damals 10-Jährige eine normale Jugend verbringen können. Doch nicht nur bei der Handhabung der Aussagen Dritter sollen den Ermittlern Fehler unterlaufen sein. Nun sollen diese Fehler aufgedeckt werden.

Die österreichische Regierung traf die Entscheidung im Entführungsfall Natascha Kampusch jetzt Cold-Case-Spezialisten aus dem Ausland zu holen, wohl vor allem um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Ein Manöver zur Gewissensberuhigung, zur Selbstvergewisserung vielleicht, vor allem ist sie ein weiterer Versuch, die vielen kritischen, ja feindseligen Stimmen zum Verstummen zu bringen, die bis heute sagen: Im Fall der entführten und jahrelang eingesperrten Natascha Kampusch wurde schlampig ermittelt und fahrlässig geurteilt. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung.
Am Freitag gründete Justizministerin Beatrix Karl und ihre Kollegin Innenministerin Johanna Mikl-Leitner  einen Lenkungsausschuss, in dem neben Fachleuten aus Österreich sogenannte Cold-Case-Spezialisten der US-Ermittlungsbehörde FBI sowie des Wiesbadener Bundeskriminalamtes sitzen werden. Sieben Personen sollen da zusammenarbeiten, die darauf geeicht sind, alte Fälle noch einmal zu durchleuchten auf Ungereimtheiten und Fehler, weitere 14 arbeiten ihnen konkret zu. Bis Ende Dezember hat die Truppe Zeit zu wühlen, zu recherchieren und Ermittlungen anzustellen. Das heißt: Bis zum Dezember wird an einem Fall ermittelt, der als abgeschlossen gilt. Der Entführer ist tot. Er hat sich selbst umgebracht. Das Entführungsopfer versucht wieder zu leben und einen Alltag zu genießen. Warum noch weiter wühlen?

Der Fall reißt und reißt nicht ab. Abgesehen von den wieder aufgerollten Ermittlungen, kommt bald ein Film in die Kinos, der Nataschas Schicksal behandeln soll. Der Film basiert, nach Informationen von Focus, auf der Biografie „3096 Tage“. Er war das letzte Projekt des verstorbenen Produzenten Bernd Eichinger. Die irische Schauspielerin Antonia Campbell-Hughes wird das Entführungsopfer spielen. Der Däne Thure Lindhardt spielt ihren Entführer Wolfgang Priklopil. Regie führt Sherry Hormann. Ihr Mann Michael Ballhaus führt die Kamera.

(Foto by Flickr)

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