Was haben Ralf Rangnick, Robert Enke, Sven Hannawald, Mike Wunderlich und Markus Miller gemeinsam? Sie beendeten ihre Karriere vorerst, oder endgültig, aufgrund einer schweren Krankheit: Burnout. Robert Enke, ein sehr sympathischer Mensch, schien dem Druck in seinem Leben, bzw. dem Druck auf dem Fußballplatz nicht mehr gewachsen. Am 10.November 2009 beschloss er sein Leben zu beenden. Er hinterließ eine trauernde Ehefrau und ein kleines zwei Monate altes Mädchen. Nach außen ging es ihm so gut wie nie zuvor. Er war Spitzentorwart in seiner Mannschaft Hannover 96 und verlängerte dort sogar zum ersten Mal seinen Profivertrag. Seine leibliche Tochter starb 2006 mit zwei Jahren. Die Familie litt sehr unter dem tragischen Tod. Doch 2009 adoptierten Robert und Theresa Enke ein kleines Mädchen, mit dem sie sehr glücklich zu sein schienen. Seine Frau jedoch bemerkte den depressiven Zustand ihres Mannes schon länger. Doch sie schaffte es nicht ihm das Glück im Leben zurückzugeben. Niemand schafft das, außer der „Patient“ selbst.
Nach seinem Tod entbrannte eine Diskussion, insbesondere im deutschen Fußball, zum Thema Burnout und Depressionen. Doch dass dieses Thema eher kurz- als langfristig zur Diskussion stehen würde, hatten viele schon geahnt.
Nur kurze Zeit danach gab Fußballer Andreas Biermann bekannt, er sei in stationärer Behandlung. Auch er litt an dem Erschöpfungszustand. Auch er hatte versucht sich das Leben zu nehmen.
Markus Miller, Ersatztorwart bei Hannover 96, ist einer der viele Sportler, die das Gefühl haben nutzlos zu sein und keine Energie mehr zu finden:„Seit einiger Zeit habe ich immer seltener das Gefühl, dass ich der Mannschaft wirklich helfe oder etwas Wesentliches bewirke. Dabei erlebte ich zunehmenden, großen inneren Druck und Anspannungen, die mich begannen zu blockieren“.
Sven Hannawald hatte, abgesehen von dem bei ihm diagnostizierten Burnout, mit starken Gewichtsproblemen zu kämpfen. Typisch für Skispringer. Er erkrankte an einer Essstörung. Auch die hohe Gefahr eine Sucht zu entwickeln ist nicht selten bei der Diagnose Burnout. Er selbst sagt über die Zeit des Burnouts:„Früher drehte sich alles um Skispringen, das Essen war nur Mittel zum Zweck. Ansonsten nur Skispringen, Skispringen, Skispringen, Druck, Druck, Druck. Und wenn ich frei hatte, schaute ich fern“.
Nun ist es ein Trainer, der aus gesundheitlichen Gründen seine Trainerkarriere vorerst auf Eis legt. Ralf Rangnick, der Trainer des Schalke 04, bezog auf seiner Homepage zu den aktuellen Ereignissen Stellung: „Nach langer und reiflicher Überlegung bin ich zum Entschluss gekommen, dass ich eine Pause brauche. Die Entscheidung so zu treffen, ist mir unheimlich schwer gefallen. Doch mein derzeitiger Energielevel reicht nicht aus, um erfolgreich zu sein und insbesondere die Mannschaft und den Verein in ihrer sportlichen Entwicklung voranzubringen. Diesen Schritt gehe ich daher auch im Sinne meines Teams, dem ich für den weiteren Saisonverlauf den größtmöglichen Erfolg wünsche.“
Viele sind erstaunt über den Schritt des Trainers. Schließlich erzielte Rangnick große Erfolge mit seinem Verein, den er seit März führt. Es gelang ihm seine Mannschaft bis ins Champions-League Halbfinale zu führen. Auch für den Erfolg beim DFB Pokal ist Rangnick verantwortlich.
Doch genau das: Die Diskrepanz zwischen Selbstbewusstsein und dem Bild, das die Öffentlichkeit hat, bringen viele in den fatalen Zustand.
Drücken wir all denen, die unter dieser psychischen Krankheit leiden, die Daumen, dass es ihnen bald besser geht und dass es ihnen gelingt, für sich den Sinn des Lebens wiederzufinden.
(Foto by Flickr)