Das Glöckchen klingelt und wie immer scheint mein Vater gekonnt zu ignorieren, dass seine Töchter bereits seit 6 und 7 Jahren die Volljährigkeit erreicht haben. Aber lassen wir ihm die Freude. Als meine Mutter mir dann allerdings verklickern möchte, dass es sich bei diesem lächerlichen Getrampel aus dem Wohnzimmer um die Schritte des Christkindes handelt, kann auch der geduldigste Mensch ein Augenrollen nicht mehr unterdrücken. Aber an Weihnachten verzeiht man ja bekanntlich so manches.Außer es handelt sich dabei um Geschenke, um die man nicht im entferntesten gebeten hat. Das soll sich jetzt nicht undankbar anhören, aber jeder wird dieses Gefühl schon einmal empfunden haben. Entweder ihr könnt mit dem Geschenk einfach nichts anfangen, weil man sich doch schon auf etwas ganz anderes gefreut hat. Oder man hat, unter dem Beisein einiger Zeugen, der Mutter gegenüber geäußert, dass man sich dieses Jahr ausschließlich Geld wünscht. Was liegt unter dem traumhaft geschmückten Weihnachtsbaum? Schals, Mützen, Handschuhe…aber kein Sack mit Geld. So richtig schimpfen kann man an dieser Stelle ja auch nicht, denn sie meinte es ja nur gut – irgendwie.
Das weihnachtliche Minenfeld: Geschenke
Das Thema Geschenke hat schon so manches vermeintlich gemütliche Weihnachtsfest gesprengt. Den Eltern gegenüber versucht man seine Enttäuschung in Größe XXL noch zurückzuhalten. Aber bei den Geschwistern und dem Freund ist man da weniger zimperlich.
Männer kaufen zugegebener Maßen anders ein als Frauen. Sie verfolgen andere Absichten und gehen davon aus, Frauen könnte man mit etwas „Praktischem“ eine Freude machen. Da wird mal wieder der eigene Maßstab zum allerwelts Maßstab. Männer freuen sich über praktische neue Sportschuhe. Frauen hassen praktische, neue Sportschuhe. Zum einen weil sie auf Schmuck oder eine Konzertkarte gehofft haben. Zum anderen weil sie hinter diesem Geschenke einen indirekten Wink mit dem Zaunpfahl vermuten. Die Frauen unter euch wissen, was ich damit meine. Das richtige Geschenk kann also aus Freunden Feinde machen.
The same procedure as every year
Doch damit nicht genug. Als offenbarter Fan der Weihnachtstage muss ich nicht nur mit den falschen Geschenken leben, sondern auch mit jeder Menge Verwandtschaft und den bereits angeschimmelten Geschichten meiner Großeltern, die jedes Jahr wieder aus der vermoderten Kiste geholt werden. Und wie jedes Jahr fühlen sich alle Beteiligten dazu gezwungen, über die immer noch langweilige Geschichte zu lachen. Ach, was sage ich, in Lachkrämpfe zu verfallen. Ich scheine dabei als stiller Beobachter der Theaterinszenierung eher ein Außenseiter zu sein. Neben den nicht gewollten Geschenken und den vermoderten Geschichten verursacht das Weihnachtsessen jedes Jahr wieder eine Vorfreude in mir, die ihres gleichen sucht. Das extra weit gewählte Kleid fühlt sich im Laufe des Abends mit allerlei Köstlichkeiten. Von der schlesischen Wurst, über die schlesische Soße, bis hin zu jeder Menge Lebkuchen und Käsestangen. Für meinen Magen muss das Weihnachtsfest jedes Jahr wieder einem Besuch auf dem Jahrmarkt gleichen.
So etwas wie Festlichkeit
Neben dem eher weniger festlichen Teil des Abends, gibt es aber auch wirklich schöne Momente: Der Nachhauseweg von der Christmesse, das Rumgelungere mit vollem Bauch und die Vorfreude auf die Geschenke versüßen mir jedes Jahr wieder das Weihnachtsfest.