Bereits vor den Toren des Müngersdorfer Stadion war die Stimmung mehr als angespannt. Die ansonsten prall gefüllte KVB Bahn mit der Endstation Rhein-Energie Stadion war in ein bedenkliches Schweigen gehüllt. Jeder wusste: Heute gilt Top oder Flop!
Im Stadion angekommen war auch dort die Stimmung wenig ausgelassen. Das Wetter tat sein übriges. Das Wetter schien sich der Stimmung anzupassen. Sonnenstrahlen hätten zu dieser Situation so wenig gepasst wie letztendlich der 1.FC Köln in die 1.Bundesliga. Selbst der harte Kern musste nach der gespielten Saison Bilanz ziehen und feststellen, dass der 1.FC Köln momentan überall Zuhause ist, aber nicht in der 1.Bundesliga. Der Traditionsverein hatte in der vergangenen Saison die meisten Gegentore zugelassen. Und diese Tatsache lag nicht an dem allseits beliebten Torwart Michael Rensing. Mehrere Aspekte kamen zusammen und waren schließlich verantwortlich für die desolate Situation des Vereins und final für den Abstieg in die 2.Bundeliga. Alles hatte so gut angefangen. Der Norweger Stale Solbakken sammelte Sympathiepunkte ohne Ende. Doch schnell war klar: Solbakkens Konzept funktioniert nicht. Also ging Solbakken und Frank Schäfer kam ersatzweise. Frank Schäfer kannte den FC als ehemaliger Trainer gut. Jedoch gelingt es auch dem besten Trainer nicht, die Suppe auszulöffeln, die andere Trainer die Jahre zuvor jahrelang gekocht hatten. Nun steht der FC da ohne Trainer und ohne Sportdirektor. Hinzu kommt die Tatsache, dass gute Spieler, wie z.B Michael Rensing vor dem Absprung stehen und dem Verein in Zukunft nicht mehr helfen werden. Ein Wechsel zu einem anderen Verein wäre ihm nicht zu verdenken. Ähnlich dachten die Fans am Freitagnachmittag über den verlorenen Sohn Lukas Podolski. Als Lukas Podolski den Platz alleine betrat, um in aller Ruhe Abschied von seinem Verein zu nehmen, rollten Fans der oberen Südkurve ein Laken für ihren Star aus: Lukas, mach et joot! Wenn wir könnten, würden wir auch gehen.
Zu diesem Zeitpunkt schien noch alles den Umständen entsprechend gut zu laufen. Die Spieler liefen auf das Spielfeld. Die Hymne, auf Podolskis Wunsch in der instrumentalen Version gespielt, wurde mitgesungen. Die Fans waren noch voller Hoffnung auf die Relegation. Mit dem Handy Radio in der Hand folgte man, gleichzeitig zu dem Spiel des 1.FC Köln, dem Spiel Hertha BSC gegen Hoffenheim. Dieses Spiel sollte entscheiden über den Klassenerhalt des Kölner Vereins. Als ein Fan bereits in der 14. Minute das 1:0 für Hertha BSC verkündete, war die Entscheidung an sich schon gefallen. Der FC würde untergehen. Doch FC Fans wären nicht FC Fans würden sie nicht trotzdem noch einen kleinen Funken Hoffnung in sich spüren. Doch diese Hoffnung sollte sich als vollkommen unbegründet erweisen. Spätestens beim Eigentor des FC Köln-Stürmers Pedro Geromel war klar, dass ein Wunder geschehen muss. Wie zu erwarten war, geschah das Wunder nicht. Dafür geschah etwas anderes.
Kurz vor Schluss, um genau zu sein, in der 89.Minute, stiegen schwarze Rauchwolken von der Südtribüne empor. Die Wolken bedeckten nach kurzer Zeit die gesamte Südkurve. Die Ultra-Gruppierung Wilde Horde zündeten Rauchbomben und Feuer auf der deutschlandweit bekannten Südtribüne. Schnell wurde den meisten Fans deutlich, dass die Situation brenzlig ausgehen würde, wenn man diese „Fans“ nicht unter Kontrolle kriegen würde. Als die meisten Fans vor lauter Panik das Stadion bereits verlassen hatten, brach der Stadionsprecher das Spiel ab. Die Spieler rannten voller Panik in ihre Kabinen. Alles deutete darauf hin, dass man hier auf genau diese Situation vorbereitet gewesen ist. Hundertschaften von Polizisten stürmten auf das Spielfeld. Vor ihnen, direkt an der Südkurve, standen die hilflosen „Ordnungshüter“, die der Skrupellosigkeit und der Zerstörungswut der Wilden Horde schutzlos ausgesetzt waren. Als auch die Polizei die Gefahr der Situation erkannte, liefen sie mit Tränengaß-Dosen bewaffnet auf die Meute zu. Die meisten maskierten der Gruppierung waren jedoch im Schutz des schwarzen Rauchs getürmt. Das ganze bekam immer mehr den Eindruck eines Krieges. Die Polizei schien routiniert. Die bekamen die Situation verhältnismäßig schnell unter Kontrolle. Dennoch blieb ein mehr als fahler Beigeschmack. Das Stadion war verwüstet und zwei verletzte Polizisten knieten auf dem Rasen, der dem FC die 1.Liga sichern sollte. Die wirklichen Fans waren geschockt und fragten sich, was diese Menschen für eine Absicht hegten. Was wollte die Wilde Horde mit einer derartigen Aktion bewirken? Der Abstieg war sicher. Daran würde auch die Wilde Horde nichts mehr ändern. Die Wut auf den Verein verspürten sicherlich auch die wahren Fans des Vereins. Doch in diesem Dilemma einen Schuldigen zu finden – unmöglich!
Zudem musste man feststellen, dass der Abstieg dem FC helfen könnte, noch einmal von vorne zu beginnen. Ein Neubeginn mit neuem Personal und neuen Spielern. Über diese Fakten scheinen die Gewalttäter nicht nachgedacht zu haben. Ihnen schien es darum zu gehen ihren Aggressionen Luft zu machen, den Sport für ihre Wut zu missbrauchen. Bereits auf dem Weg zur 2.Liga zeigte die Wilde Horde ihre Aggressionen ganz offen und unverhohlen. Man bewarf den Bus der Erzrivalen Mönchen Gladbach mit Steinen und beschmiss den Bus der Schalker Mannschaft mit Urin und Fäkalien. Selbst die eigene Mannschaft war nach den letzten Spielen auf Begleitschutz angewiesen, da die Hooligans bereits vor dem Vereinsheim auf die Mannschaft warteten. Fest steht: Wer so etwas macht, dem kann weder de Verein, noch dessen Zustand wirklich am Herzen liegen.