Es riecht nach Gras. Nein, nicht nach frisch gemähtem Rollrasen. Es riecht nach Cannabis und zwar in jeder Gasse und in jeder Ecke. Die entsprechenden Gesichter dazu findet man überall. Durchschnittlich jedes zweite Geschäft verkauft Holzklocks (die man auf keinen Fall fotografieren darf), I <3 Amsterdam-Shirt und Tüten so groß wie zur Einschulung. Städte voller Cannabis dürfte es weltweit so einige geben. Diese Stadt brilliert jedoch durch ihre Vielfalt. Touristen werden nicht nur mit einer Bandbreite an Drogen, sondern mit einem mehr als gelungenen Mix aus Unangepasstheit und vollkommenen Stilbewusstsein überzeugt. Der klassische Stil der Architektur trifft auf eine poppige Moderne, die (neben den Drogen) vor allen Dingen viele junge Menschen anzieht.
Alles andere als anziehend und reizvoll verhält sich Amsterdam im Bezug auf die kulinarische Kultur. Holland besitzt, vergleichbar zu Amerika, keine eigene Esskultur. Hier gilt „Je fettiger, desto besser!“ In einem sind die Holländer jedoch besser, als jedes andere Land (Frankreich ausgenommen): Käse produzieren, Käse verkaufen, Käse servieren.
Beim ersten Käsegeschäft kann man es noch kaum fassen, wie viele verschiedene Käsesorten Holland zu bieten hat. Holländer mit Pfeffer, Holländer mit Chili, Holländer als Pesto-Käse, Holländer mit Wallnüssen. Die Angst, man könnte nie wieder so etwas schmecken, macht sich breit – bis man 2,50 Meter auf das nächste Käsegeschäft trifft, welches das vorherige noch übertrifft.
Weniger spannend und stilvoll wirken die Einwohner dieser Traumstadt: Die guten alten Holländer. Ähnlich zu den Franzosen kommt bei den Holländern die Bitte Englisch zu sprechen einer Kriegserklärung gleich. Man redet einfach weiter auf Holländisch. Irgendeinen Brocken wird der Deutsche schon verstehen.
Doch nicht nur lingual verstehen die Flachländer keinen Spaß. Wehe man erdreistet sich mit einem Auto Amsterdam zu „betreten“. Stinkefinger, Spucke und durchgestochene Reifen sind in der Stadt der Fahrräder Alltag. Im Rheinland prügelt man sich um den Platz auf der Straße. In Holland passen 90 Prozent der Teilnehmer der Tour de France nebeneinander auf einen Radweg. Autos hingegen leiden des Öfteren unter erheblichen Mängeln, wie z.B fehlenden Außenspiegeln, eingetretenen Türen und herunterhängenden Stoßstangen. Um die Touristen und deren Autos vor diesem Schicksal zu bewahren, setzt die Stadt auf exorbitante Parkgebühren. Wenn der Ottonormal-Fahrer, durch Erfahrungen geprägt, auf die vermeintlich kluge Idee kommt, lieber ein Knöllchen, als die nicht zu finanzierende Parkgebühren zu kassieren, wird er schnell eines Besseren belehrt. Bußgelder zwischen 100 und 300 Euro sind in Amsterdam keine Seltenheit. Amsterdam ist alles, aber nicht günstig!
Auch auf der Autobahn werden die nationalen Rivalitäten ausgefochten. Der deutsche Sonntagsfahrer fährt mit seiner khakifarbenen Mercedeslimousine und hochrotem Kopf neben den wohlgenährten Holländern und macht ihm mal klar, wer hier die Berge besitzt.
Doch sind wir mal ehrlich: Was wäre eine Autobahn ohne die niederländischen Wohnmobile, die mit 70 km/h die linke Autobahnspur unsicher machen? Was wären Europameisterschaften ohne grölende, betrunkene Holland-Fans? Und was wäre ein Ausflug nach Rotterdam ohne fettige Frikandeln?
(Foto by flickr/koelnblogging)