Mit zehn Jahren saß ich mit einem Salamibrot bewaffnet auf dem Sessel meines Vaters und schaute um 18 Uhr meine Lieblingssendung bei der „ARD“. Heute sitze ich mit dem Laptop auf den Beinen auf meinem Bett und schaue meine Lieblingsserie bei der „ARD“. Im Gegensatz zu der Zuschauerin hat sich bei der Daily Soap „Verbotene Liebe“ wenig geändert. Es geht immer noch um eine verbotene Liebe, die Familie, großen Hass und um das liebe Geld. Auch die Schauspieler sind zu einem großen Teil dieselben oder konnten sich schnell etablieren.
Die Popularität der Serien nimmt deswegen nicht ab, weil sie unterhaltsam sind und keine große Konzentration dem Zuschauer abverlangen. Diese Art Sendung lädt ein zum passiven Fernsehschauen. Denn auch wenn man währenddessen seine Bachelorarbeit schreibt, weiß man am nächsten Tag wer wen umgebracht und wer mit wem im Bett gelandet ist. Die Soap an sich ist einfach gestrickt. Es gibt drei Handlungsstränge. Ein Handlungsstrang erzählt eine Geschichte, an der meist eine handvoll Personen beteiligt sind. Die anderen Schauspieler „leben“ währenddessen einfach vor sich hin. Der Zuschauer konzentriert sich während der Sendung automatisch auf diese drei Stränge. Sie leiten die Gedanken des Zuschauers. Umso schöner ist es, dass man sein Gedanken einfach fließen lassen und somit vollends entspannen kann.
Besonders viel Spaß bereit das Fernsehschauen im Beisammensein mit anderen Fans. Plötzlich wird eine fiktive Sendung zu der harten Realität, die einer Diskussion bedarf. Die von den Zuschauern gehassten Rollen werden auseinander genommen und ohne Ende beschimpft. Das Mitleid, das der Zuschauer für die traurigen Charaktere empfindet, kennt bei dem Otto Normalzuschauer keine Grenzen. Eine gute Soap schafft es Emotionen in einem Zuschauer hervorzurufen, die ansonsten nur durch Erlebnisse im eigenen Leben verursacht werden.
Wenn sich Jan hoffnungslos in seine Halbschwester Julia verliebt und sich die verbotene Liebe ihren Weg ins Glück bahnt, dann ist die Welt für einen kurzen Moment gnädig, barmherzig und liebenswert.
(Foto by daserste.de)