
Man kennt dieses Phänomen aus Amerika. Eltern missbrauchen ihre Kinder, um das Gefühl zu haben selbst im Rampenlicht zu stehen. Kleine Mädchen müssen Miniröcken und auftupierten Haaren an Schönheitswettbewerben teilnehmen. Erst kürzlich erregte ein kleines Mädchen aus den USA Aufmerksamkeit, da sie sich im Outfit einer Prostituierten in der Sendung «Toddlers & Tiaras» auftrat. Sie erinnerte stark an die Rolle von „Pretty Woman“, gespielt von Julia Roberts. Das dreijährige Mädchen trug Lacklederstiefeln, einen Minirock und ein bauchfreies Top. Eine blonde Perücke zierte das überschminkte Gesicht des Mädchens. Seltsam ist die Tatsache, dass die Eltern immer der Meinung sind, ihre Kinder täten dies gerne. Denken diese Erwachsenen tatsächlich ihre Kinder hätten in diesem Alter den Mut sich gegen die eigenen Eltern zu stellen? Die Kinder werden gezwungen bei Interviews die auswendig gelernten Floskeln aufzusagen. Die in den Mund gelegten Phrasen müssen den Kindern dann auch noch mit einem großen Lächeln über die Lippen kommen. Wenn man dann jedoch hinter die Kulissen schaut, sieht man oft weinende Kinder. Oft werden Reportagen ausgestrahlt, die Erwachsene zeigen, die auch Opfer ihrer überehrgeizigen Eltern geworden sind. Joy Gruttmann ist erst elf Jahre alt und bereits jetzt bereut sie ihre „Karriere“ als Kinderstar.
Am Anfang konnte man über den Song noch lachen, irgendwann schaltete man beim ersten Ton das Radio ab oder switchte zu einem anderen Sender. Selten dachte dabei jemand an die Hintergründe des kleinen Mädchens, dessen bester Freund ein grünes Krokodil zu sein schien. Die Tatsache, dass das kleine Mädchen Million Euro damit verdiente, führte dazu, dass man das Glücklichsein des kleinen Mädchens nicht in Frage stellte. 1,4 Million Platten und allerlei Preise heimste die damals 9-Jährige ein. Jetzt befinden sich die vielen Preise und Auszeichnungen im Keller der Familie Gruttmann. Das dadurch verdiente Geld legten ihre Eltern für sie an. Sie bekommt es in Taschengeld Beträgen ausgezahlt.
„Das alles interessiert mich nicht mehr. Ich habe mit ,Schnappi‘ abgeschlossen. Ich singe nicht mal mehr das Lied, weil es mich an die schwere Zeit danach erinnert.“ Der Hit „Schni- Schna- Schnappi“ brachte ihr Hänseleien in der Schule ein. „Nach dem Hit konnte ich mich nur schwer in der Schule integrieren. Ich wurde immer gehänselt.“ Doch nicht nur in der Schule wurde sie gehänselt. Im Internet erfuhr sie Beleidigungen.
Auch heute noch leidet sie manchmal unter ihrer Vergangenheit. Doch sie konzentriert sich auf die Zeit, die vor ihr liegt. Sie möchte erst einmal ihr Abitur machen und anschließend Architektur studieren.
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