Last Minute: Bitte schnell, bitte günstig!

Wir Menschen sind schon ein seltsamen Völkchen. Wir arbeiten uns tot, bis an den Rand der Erschöpfung. Wir lassen uns das Burn-Out vom Herrn Doktor bescheinigen und beschließen ab sofort unser Leben zu ändern – und das radikal. Beim Arbeitgeber wird das Attest eingereicht, welches uns für die nächsten vier Wochen Narrenfreiheit gewährt. Doch Zuhause gefällt es uns auch nicht recht. Entweder es droht endlose und frustrierende Langeweile oder wir können der Versuchung doch wieder zu arbeiten nicht länger widerstehen. Also muss eine Veränderung her. Eine Veränderung, die in kürzester Zeit den größten Erholungswert schafft: Eine schöne Last-Minute Reise in den Süden.

Familie eingepackt, geht es ab Richtung Flughafen. Und dann muss alles ganz schnell gehen. Die anfallenden Kosten sind egal, denn der Beruf, der einem die Psyche zerstört hat, hat ordentlich Kohle gebracht. Also hat Papa die Spendierhosen an und ab geht‘s in einen Lastminute-Urlaub, dessen Aufgabe es ist die letzten Jahre ungeschehen zu machen. Wenn es irgendwie möglich ist, dann während der nächsten zwei Wochen, denn dann steht ein extrem wichtiges Meeting an, was man auf keinen Fall verpassen sollte.

Diese Entwicklung hin zum Spontanurlaub lässt sich immer häufiger beobachten. Arbeitnehmer sind immer öfter darauf angewiesen ihren Urlaub spontan zu nehmen. Über ein Jahre geplante Urlaube werden im Zeitalter der Schnelllebigkeit immer seltener. Hinzu kommt, dass eine ausführliche Reiseplanung viel Zeit bedarf. Wer hat die heute noch? Selbst die Mütter sind mehr im Stress als mancher Topmanager. Da müssen die Kinder zur Schule gebracht werden. Zuhause heißt es Putzen, Bügeln, Waschen. Die Kinder wieder von der Schule abgeholt, geht es zum Ballett oder zum Fußball. Und wehe man widmet sich als Mutter nicht mit voller Aufmerksamkeit dem Hobby seines Sprösslings. Abends um sechs Uhr soll das Abendessen auf dem Tisch stehen. Und wenn die Kinder im Bett sind, hat man verständlicher Weise andere Wünsche als sich mit der detaillierten Urlaubsplanung auseinanderzusetzen. Das bleibt einem im Fall einer Lastminute Reise auch erspart.

Während der Lastminute Reise war für den Burn-Out Patienten ein Gang zum Internetcafé lebensnotwendig. Größtenteils ist man jedoch dennoch erholt. Zuhause angekommen warten gefühlte 12.060 Emails, die alle schon längst hätten beantwortet werden müssen. Das Erstaunliche: Sie wurden nicht beantwortet und die Welt dreht sich immer noch. Das muss ein Zufall sein!

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