Wenn es etwas umsonst gibt, kennen die Deutschen kein Halten mehr. Bei alten Menschen kann man es vielleicht noch auf die Kriegserinnerungen zurückführen und ihrem Drang danach alles Erdenkliche an sich zu reißen. Es ist jedoch oft nicht die ältere Generation, die sich an Wühltischen zum Affen macht.
Der Brühler Drogeriemarkt dm schließt für einen Monat. Daher werden Rabatte und Schnäppchen angeboten.
Um acht Uhr morgens öffnet der dm seine Tore. Und bereits zu derart früher Stunde stellen sich die Menschen in Scharen vor die Pforten des Drogeriemarkts. Sie stürmen in den Laden, als gäbe es kein Morgen mehr und als müsse man sich auf eine schwere Hungersnot einrichten. Man kennt das ja aus Zeiten der Hühner-, Rinder- und Schweinegrippe. Die Menschen versuchen alles an Land zu schaffen, was irgendwie geht.
Ein anderes Beispiel.
Stern TV sendet einen Beitrag zum Thema Billigware. Am Ende der Sendung gibt es einen riesigen Wühltisch in der Mitte des Studios. Als Steffen Hallaschka anbietet, man könne sich nun bedienen, ist jegliche Manier vergessen. Man schlägt sich um Toilettenbürsten und fährt die Ellbogen aus im Kampf um eine 1 Euro Strohmatte.
Beispiele wie diese gibt es, wie Sand am Meer. Sind Menschen tatsächlich nicht in der Lage sich zu zügeln und die zu Hause beigebrachten Manieren anzuwenden – auch in vermeintlichen „Stresssituationen“?
Der Fremdschämfaktor jedenfalls bewegt sich hier im Bereich des Unendlichen.
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