Das in Deutschland vorherrschende Vorurteil gegenüber der Türkei begrenzt sich bei vielen auf drei Aspekte: Alle Frauen tragen Kopftücher, Döner gibt es an jeder Ecke und der Türke an sich trinkt gerne und neigt im alkoholisierten Zustand zum Pöbeln. Das Fazit nach einer Woche: Die wenigsten Frauen tragen Kopftücher, Döner gibt es wenn überhaupt nur auf der „Main Street“ und der Türke an sich ist ein ehrlicher, liebenswerter Mann, der unfassbar viele Sprachen beherrscht. Da ich bereits in meiner Kindheit diverse Male meine Schulferien in der Türkei verbrachte, kannte ich bereits die aufgeschlossene, moderne und extrem europäische Art der Türken. Doch diese Woche in Antalya hat mich wieder mal überzeugt, dass es sich bei der Türkei um ein warmherziges und kulturell vielfältiges Land bzw. Nation handelt.
Kinder, Kälte und andere Katastrophen
Alles fing zugegebenermaßen extrem stressig an. Im Flugzeug durch eine Dauerbeschallung durch Kindergeschrei bis kurz vor dem Nervenzusammenbruch geführt, war die Vorfreude auf ein ruhiges Hotel, einen kühlen Pool und ganz viel Sonne umso größer. Angekommen beim Hotel „Ramada Plaza“ in Antalya staunten wir (eine Freundin und ich) zunächst nicht schlecht wie modern das Hotel und wie arm die Umgebung zugleich auf uns wirkten. Die direkte Umgebung des Hotels bestach durch gefühlte Tausend Katzen, Hunderte leerstehende Wohnungen und einen latenten in der Luft schwebenden Gestank. Völlig platt von der mehr als anstrengenden Reise, hatten wir nur noch Augen für das gemütliche King Size-Bett. Am nächsten Morgen sah die Welt schon wesentlich besser aus: Ein tolles Hotel, ein wunderschöner Pool und ein tiefblauesMeer.
Trip zum Shopping-Center
Im Anschluss an die sogenannte Erholungsphase wagten wir uns nach draußen, um genau zu sein zum Shopping-Center „Terra City“. Ich weiß, manch einer mag sich denken „Warum um himmelst Willen geht man in der Türkei in ein Shopping Center?“ Aber bis zum damaligen Zeitpunkt waren wir noch der Ansicht, Antalya City bzw. die traumhafte Altstadt befände sich kilometerweit von unserem Hotel entfernt. Der Trip bestätigte all unsere Vorurteile was die traurige Lage der Türkei betraf. Doch bereits hier empfand ich die Freundlichkeit und die Höflichkeit der Türken als auffallend. Vollkommen überfordert und mit mehrere Tüten bepackt, stiegen meine Freundin und ich in den Bus ein, kramten in unseren Taschen nach Kleingeld als mir ein junges Mädchen anbot, sie könnte meine Einkaufstaschen doch kurz halten. Ich muss angesichts dieses Angebots mehr als verwirrt geschaut haben.
Auf der Suche nach…
Nach zwei weiteren Erholungstagen an Pool und Meer und erheblichem Fremdschäm-Potenzial, verursacht durch deutsche Touristen mit rotem Kopf, gespiegelter Pilotensonnenbrille und vollgestopften Essenbeutel vom Frühstück, konnten wir uns der Sehnsucht nach der türkischen Kultur nicht mehr entziehen und beschlossen die Altstadt Antalyas für uns zu entdecken – koste es was es wolle 🙂 Dass sich die Altstadt lediglich vier Gehminuten von unserem Hotel entfernte, merkten wir leider erst am vierten Tag. 🙂
Die Altstadt Antalyas
Die Altstadt von Antalya faszinierte uns weniger aufgrund der vielen gefälschten Louis Vuitton-Taschen als vielmehr durch die vielen sehenswerten Gässchen, die Freundlichkeit der Menschen und durch die vielen kleinen Restaurants, die pure Gemütlichkeit ausstrahlen. Trotz des sehr europäisch anmutenden Looks vieler Läden, behält die Türkei bis heute ihren ganz eigenen Charme und ihre ganz eigene Kultur. Viel zu süße Desserts und mit Neonlicht beleuchtete Kutschen sind plötzlich alles andere als kitschig und geschmacklos.