Ein Morgen mit der KVB

Irgendwie ist es jeden Tag dasselbe. Man rappelt sich auf und bereut spätestens bei dem Gang ins kalte Bad, dass man aufgestanden ist. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, schaffen die Kölner Verkehrsbetriebe es konstant den Morgen noch ein bisschen schlimmer zu machen als er eh schon ist.

Meine Augen öffnen sich. Doch das tun sie nicht freiwillig. Durch den schrillen Ton meines Weckers wurden sie gezwungen dies zu tun. Und auch wenn ich das Geräusch schnell stoppen kann, kratzt das schlechte Gewissen an mir und meinen Augen, wenn ich sie wieder schließe. Dabei wäre das eine Win-Win Situation. Ich und meine Augen wären glücklich. Nur mein Arbeitgeber nicht.

Also rappelt man sich auf, macht das Licht an, kneift die Augen zusammen, rennt mit dem Zeh gegen die Bettkante und macht sich einen Kaffee.

In der Küche mit einem heißen kofeinhaltigen Kaffee in seinen Händen, ist schon viel geschafft. Man möchte dieses wohltuende Heißgetränk nie mehr hergeben.

Doch den Kaffee mit in die Dusche zu nehmen könnte ein Problem darstellen. Also reißt man sich schweren Herzens zusammen, stellt den Kaffee weg, und begibt sich in die Kältekammer.

Obwohl mein Bad die Temperatur einer finnischen Sauna hat, friert es. Meine Mutter nennt einen derartigen Zustand „Innere Kälte“. Verursacht durch die Müdigkeit, scheint es unmöglich, sich gegen das Zittern zu wehren.

Dementsprechend heiß ist das Wasser. Auch in diesem Moment frage ich mich, warum, weshalb und wieso ich mir das alles antue. Spätestens bei einem Blick auf mein Konto weiß ich es wieder.

Nach der Dusche unterscheidet sich der Verlauf des Morgens maßgeblich bei Mann und Frau.

Frau  versucht auf Biegen und Brechen ein ausgedehntes Beautyprogramm durchzuführen. Die Tatsache, dass man dafür mehr als keine Zeit hat, bleibt oft unbeachtet. In Zeitdruck werden 20 verschiedene Outfits durchprobiert, bis man eins gefunden hat, was einen unzufrieden die Tür zuschließen lässt.

Mann schmeißt das Handtuch auf den Boden, nimmt die Jeans von gestern, zieht sich ein T-Shirt an, bearbeitet die Haarpracht mit Tonnen von Gel und macht sich auf den Weg zur Arbeit.

Aufgrund des ausufernden Zeitaufwands hetze ich zur Bahnhaltestelle. Stolz wie Oscar stelle ich fest, dass ich pünktlich kommen werde, wenn die Bahn pünktlich einfahren würde. Dass es sich hierbei um ein Ding der Unmöglichkeit handelt, blende ich in diesem Moment aus.

Zitternd stehe ich am Bahnsteig und stiere auf die digitale Anzeigetafel der KVB. Die an sich sehr nützliche Erfindung verliert dadurch den Sinn, dass die zeitliche Angabe nie stimmt.

„3 Minuten“ bedeuten „sofort“. „Sofort“ bedeutet in „3 Minuten“. Dann gibt es noch das Phänomen, dass die digitale Anzeige „sofort“ anzeigt. Die Freude ist groß. Und von einer Sekunde auf die andere gibt es diese Bahn nicht mehr. Hört sich lustig an, ist es aber nicht.

Gerade war es noch die Linie 18, nun fährt die Linie 18 das nächste Mal in 20 Minuten wieder. Die Frage, was wohl mit der noch vor einer Minute angezeigten Bahn, geschehen ist, lohnt sich nicht und ist pure Zeitverschwendung. Denn die KVB legt sehr viel Wert auf die Vielfalt der Gründe, die zur Verspätung führen. In den meisten Fällen informiert die KVB über einen technischen Schaden. Manchmal ist es aber auch der Unfall mit einem anderen Verkehrsteilnehmer oder es sind mal wieder die Witterungsverhältnisse. Für die KVB kommt der Winter jedes Jahr wieder plötzlich und überraschend. Wäre es nicht für die Beteiligten so ärgerlich, wäre es schon fast wieder lustig.

Selten traut sich die KVB die Wahrheit zu verkünden. Vor kurzem fuhr eine Bahn einfach bis ans Ende der Welt und damit dorthin, wo die Züge schlafen. Dass die Bahnen der KVB meistens Runden fahren, um die Haltestellen in abgemessenen Zeitabständen zu erreichen, hatte der Bahnfahrer wohl vergessen.

Doch anstatt sich für das teils unmögliche Verhalten zu entschuldigen, werden die Fahrgäste dafür angemotzt, dass sie hohe Preise zahlen.

Es gibt keine Berufsgruppe, die frustrierter ist, als die Bus- und Bahnfahrer. Man läuft verschwitzt, die Bahn steht noch. „Das müsste doch noch klappen“ denkt man sich. Falsch gedacht! Zehn Schritte von der Bahn entfernt sind die Türen noch geöffnet. Fünf Schritte – der Bahnfahrer schließt langsam die Türen, sodass sie geschlossen sind, wenn man die Bahn keuchend erreicht hat. Die Bahnfahrer scheinen sich damit rächen zu wollen. Es macht ihnen Spaß und durch ihren Erfahrungsschatz wissen sie genau, wann sie welchen Knopf drücken müssen.

Verspätet erreiche ich meinen Arbeitsplatz und nehme mir ein mal mehr vor am nächsten Tag das Fahrrad zu nehmen.

(Foto by Flickr)

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