Die Rache der Ex-Geliebten – ist Jörg Kachelmann tatsächlich unschuldig?

In keinem vorherigen Prozess spielten die Medien eine derart große Rolle
In keinem vorherigen Prozess spielten die Medien eine derart große Rolle

Als im Februar letzten Jahres die Ex-Freundin des Wettermoderators bei der Polizei meldet sie sei vergewaltigt worden, dauert es keine Woche und die Medien sind bestens informiert. Details, die unter dem Eid der Verschwiegenheit getätigt worden waren, kamen ans Licht. Die Meinung der Öffentlichkeit war schnell geformt: Jörg Kachelmann war der Vergewaltiger und gehöre für sein Leben hinter Gitter. Doch gegen Ende des Prozesses verstrickte sich das vermeintliche Opfer in Unwahrheiten. Es werden Dinge behauptet, die allein rein physisch unmöglich sind und inszenierte Beweise werden hervorgebracht. Es zeigt sich wieder: „Die meisten bekommen eine Meinung, wie man einen Schnupfen bekommt: durch Ansteckung.“

Grundsätzlich bedarf es besonderer Vorsicht im Falle eines derart brisanten Prozesses. Ob Jörg Kachelmann tatsächlich seine Ex-Frau vergewaltigt hat, weiß die Öffentlichkeit immer noch nicht. Auch das Gericht war sich dessen nicht sicher und sprach Kachelmann frei – in dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten. Und da keine eindeutigen Beweise gegen den Wetterfrosch vorhanden waren, lebt er heute, wenn auch in seinem Ruf schwer geschädigt, auf freiem Fuß.

In dem Buch „Die Akte Kachelmann“ von Thomas Knellwolf werden einige der Ungereimtheiten seitens des „Opfers“ dargestellt. Ich selbst war vor diesem Buch eher von der Schuld Kachelmanns überzeugt. Allerdings, so erscheint es mir im Nachhinein, lediglich aufgrund von Halbwissen.

Kachelmanns Ex-Frau fingierte einen Brief, der so sagte sie, an sie gerichtet gewesen sei. Der Brief (Inhalt: „Er schläft mit ihr“) sollte sie über die parallel laufenden Beziehungen Kachelmanns aufklären. Dabei wusste sie, durch andere Gegebenheiten, erheblich früher von der nicht vorhandenen Monogamie ihres Lebensgefährten.

Des Weiteren suchte sie „Die Andere“ im sozialen Netzwerk facebook und schrieb ihr eine inszenierte Nachricht, mit der sie die Beziehung zwischen ihr und JK (so nannte man ihn während des Prozesses) hinterfragte, um an Informationen zu kommen. All das verschwieg sie. In der Nachricht bei facebook nannte sie sich „Christina Brandner“. Als man sie fragte, ob sie den Namen schon einmal gehört habe, verneinte sie. Eine Durchsuchung ihres Laptops brachte schließlich Klarheit.

Eine andere Ungereimtheit bezog sich auf den Tathergang. Laut ihrer Aussage soll sich Jörg Kachelmann auf sie gekniet haben und ihr damit schwere Hämatome an den Oberschenkeln zugefügt haben. Gleichzeitig soll er ihr während der gesamten Vergewaltigung ein Messer an den Hals gehalten haben. Anatomisch schwer möglich. Zumal es sich bei Kachelmann um einen 1,90m großen Mann handelt.

Wenn es doch so war, dann verdient sie unser aller Mitleid. Man darf nicht vergessen, dass es ihr, im Falle einer tatsächlichen Vergewaltigung, nicht zu verübeln wäre hätte sie Gedächnislücken.

Doch auch eine andere Tatsache, von der sie berichtete, scheint schwierig realistisch. Kachelmann soll ihr ein Küchenmesser gegen den Hals gehalten haben und gleichzeitig ein Tampon entfernt haben. Die Vorstellung fällt auch hier schwer.

Auf dem Küchenmesser fand man keine eindeutige DNA des Wettermoderators.

Ein Rechtsmediziner, von der Verteidigung beauftragt, probierte den „Messerakt“ natürlich mit besonderer Obacht an seiner Frau aus. Seine Intention: Er wollte herausfinden, ob sich dieser Tathergang tatsächlich so ereignet haben könnte. Es funktionierte nicht. Das Messer hinterließ, egal wie sehr er (in diesem Fall bei seinem Hals) Druck ausübte, nicht eine Verletzung, wie das Opfer vorwies.

Sicherlich hat Jörg Kachelmann auch gelogen. Doch bezogen sich die Lügen in den meisten Fällen auf die Tatsache, dass er mehrere Eisen im Feuer hatte. Das ist zwar moralisch verwerflich, doch rechtlich nicht anzuklagen.

Man sollte, gerade bei einem medial offensiven Prozess wie diesem, vorsichtig sein mit schnellen und unüberlegten Äußerungen.

Diese Äußerungen haben, nicht wichtig, wer nun Recht hat und wer nicht, das Leben des „Opfers“ und das des Wettermoderators zerstört.

(Foto by Flickr)

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