
Es gibt drei Kategorien bei den Kandidaten von „Das Supertalent“. Die einen haben tatsächlich Talent. Andere sind zu 100% inkompetent und die dritte Kategorie hebt sich von den anderen durch erlebte Schicksalsschläge ab. Dass die Kandidaten aus Kategorie eins und zwei sicherlich auch ihr Päckchen zu tragen haben, wird kontinuierlich ignoriert. Doch diejenigen, die talentiert sind, scheinen durch das schwere Leben in der Vergangenheit noch talentierter – das zumindest ist das Ziel von RTL.
Auf welche Kategorie der Auftritt eines Kandidaten hinausläuft ist bereits im Teaser angedeutet. Die traurige Musik. Slow-Motion als Bewegungsstandard. Und die gedeckten Farben. Das alles sind Kennzeichen für ein vermeintlich schweres Schicksal bei dem dargestellten Kandidaten. Diese Darstellungsform wird jedoch nur gewählt, wenn der Kandidat trotz angeblicher Schicksalsschläge von Gott mit großem Talent gesegnet worden ist.
Die vielen teils verstörten Kandidaten sind oft bemitleidenswert und werden durch die Aufbereitung der Beiträge auch noch lächerlich gemacht.
Die schweren Schicksale anderer Menschen, die nicht am Supertalent teilnehmen, ungeahnten Ausmaßes sind, wird ignoriert und auf relativiert.
Wenn man talentiert genug ist, ist es nicht nötig das eigene Schicksal vor Tausenden von Zuschauern auszubreiten. Der so genannte Mitleidsfaktor wäre damit fehl am Platze.
Natürlich ist es furchtbar, wenn der Vater stirbt oder die Mutter an Krebs erkrankt. Gerade weil es intim ist, gehört es nicht in die Öffentlichkeit.
Aber zugegebener Maßen scheint diese Taktik medienpsychologisch wunderbar zu funktionieren. Die Zuschauer fühlen und weinen mit. Nicht umsonst ist „Das Supertalent“ quotentechnisch so erfolgreich wie nie zuvor.
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