Nun ist es raus! Thomas Gottschalk wechselt zum Privatsender „RTL“. Das langjährige Gesicht der öffentlich-rechlichen Sender setzt sich, nach Informationen von „DWDL“, in die Jury des RTL-Formats „Das Supertalent“. Der Entertainer und die RTL-Chefin Anke Schäferkordt, so heißt es, hätten die Zusammenarbeit beschlossen. Auf dem Jury-Thron sitzt jedoch weiterhin der König selbst, Dieter Bohlen. Wie es zu dieser seltsamen Zusammenarbeit kommt ist offensichtlich. U2te Biernat ist Geschäftsführerin von Grundy Light Entertainment. Sie produzierte sowohl“Gottschalk Live“, als auch „RTL“-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ und „Das Supertalent“. Ich empfinde diese Kooperation aus diversen Gründen als schwierig. Thomas Gottschalk ist im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gescheitert – keine Frage. Nachdem er zunächst erhobenen Hauptes „Wetten, dass…?“ verlassen hat, verpasste man ihm mit „Gottschalk live“ ein Format, das bereits vor der ersten Ausstrahlung zum Scheitern verurteilt war. Der Unterhalter und Entertainer konnte hier seine Fähigkeit, Leute zu unterhalten, n2icht ausleben. Er war Hollywood gewohnt und bekam Promis, deren Namen nicht jedem geläufig sein dürften. Er kannte eine Großraum-Arena und musste sich mit einem Wohnzimmer zufrieden geben. Er liebte sein großes Sofa und musste plötzlich auf einem alten Sessel Platz nehmen. Das alles passte nicht zu Thomas Gottschalk. Trotz des Misserfolges sah er die Schuld nie bei der „ARD“. Doch nun scheint er Rache üben zu wollen an seinem ehemaligen Arbeitgeber. Von der „ARD“ zum Privatsender „RTL“ zu wechseln kommt einem Hochverrat gleich.
Hinzu kommt die Zusammenarbeit zweier konkurrierender Unterhalter. Dieter Bohlen und Thomas Gottschalk waren stets Konkurrenten um die besten Quoten und unterschieden sich ihren Vorstellungen von guter TV-Unterhaltung grundlegend. Nun sitzen sie nebeneinander und sind gewollt gemeinsame Sache zu machen. Am 1.April 2009 titelte „News.de„: „Kampf der Show-Giganten“. Hier heißt es: „Dieter Bohlen geht in die nächste Runde. Der Pop-Titan wettert, dass die Gottschalk-Stars «in einer völlig anderen Welt leben.» Der kontert, dass bei Bohlens «Tuntenball» Superstars auftreten, die gar keine sind.“
Und diese beiden Personen arbeiten nun hinter einem Jurypult? Na, prost Mahlzeit 🙂
Hinzu kommt die Frage, ob Gottschalk mit seiner Aufgabe als Jury-Mitglied kein sinkendes Schiff betritt. Nach einer Studie von „TV DIGITAL“ sind die Castingshows offensichtlich auf dem absteigenden Ast. Im Interview mit „TV DIGITAL“ erklärt der Tübinger Medienwissenschaftler Professor Bernhard Pörksen die Umfrageergebnisse: „Das Format demontiert sich selbst, weil das Publikum systematisch unterschätzt wurde. Jeder kennt mittlerweile die Dramaturgie, wie solche Sendungen aufgebaut sind.“ Außerdem, so Pörksen, hätte längst jeder begriffen, dass es bei den Shows nicht darum geht, echte Superstars oder internationale Topmodels zu finden. Sondern darum, „die eigenen TV-Zuschauer möglichst effektiv an die werbetreibende Wirtschaft zu vermitteln. Die sogenannten Stars sieht man nur Monate nach ihrem TV-Sieg Baumärkte eröffnen.“
Ob dieses Format durch Thomas Gottschalk gerettet werden kann, bleibt abzuwarten… .
(Foto by Siebbi)