Germany’s Next Topmodel: Closer than ever! Empty as usual!

Dubai

Und wieder geht ein Castingformat im deutschen Privatfernsehen in eine neue Runde.  Doch dieses Mal, bei der achten Staffel, ja dieses Mal wird alles anders. „Closer than ever!“ lautet das neue Motto. Das heißt, Heidi holt die 25 auserwählten Mädchen höchstpersönlich von Zuhause, aus dem Sportunterricht, dem Klassenzimmer, gar aus dem Hühnerstall oder vom Kirchenchor ab. Die Mädchen brechen dabei in völliger Hysterie aus, als auf einmal simsalabim die Klum vor ihnen steht. Sie kreischen, weinen oder wedeln in berühmter Casting-Geste mit den Händen vorm Gesicht herum. Nun ja ich würde wahrscheinlich auch nicht anders reagieren, wenn die Klum bei mir zweimal klingeln würde. 

Während unsereins nicht drum herum gekommen ist „Hard Hedi“, die nun auf „Heart Hedi“ macht kennengelernt haben zu müssen, ist dem Modezar Karl Lagerfeld eine Bekanntschaft mit der Klum bisher erspart geblieben. Wie sagte Karl einst zu und bei Johannes B. Kerner: „Heidi Klum? Die kenn‘ ich nicht. Claudia kennt sie auch nicht. Die war nie in Paris. Die kennen wir nicht.“ Nun, immerhin führt es Heidi und die Mädels zum ersten Fotoshooting in die Weltstadt Wiesbaden. Im hessischen Kurhaus kullerten auch schon die ersten Teenager-Tränen. Also doch noch etwas „Drama Baby“? Da steht Jaqueline, die 16-Jährige aus dem Kirchenchor, nun im 10.000 Euro teuren Designerkleid abseits der Gruppe und fühlt sich schon in Wiesbaden völlig fehl am Platze. Bevor sie im nicht ganz so Sonntagsmessen tauglichen Kleid vor die Kamera soll, gibt sie schluchzend ihre Selbstzweifel im Interview zu, zupft sich unsicher an ihrer gestylten Ponyfrisur herum und blickt fragend in den Spiegel: „Hm, wie viel Vater Unser werde ich für diesen Ausschnitt wohl beten müssen?“ Nun ja, ein junges Mädchen, das Theologie studieren möchte, an Gott jedoch (noch) nicht an sich selbst glaubt.

Junges Gemüse soweit das Auge reicht

Allgemein sehr viel junges Gemüse diesmal bei GNTM. Immer wieder frage ich mich, ob ich nicht doch das KIKA-Casting zur „Miss Sesamstraße“ eingeschaltet habe und gleich Samson um die Ecke biegt. Immerhin sind beim ersten Fotoshooting die Familien der Kandidatinnen hautnah mit dabei. Denjenigen, welche keine „Elvis-Lippe“ vor der Kamera machen, verkündet Heidi den Trip nach „Dubaiiiiii“.

Dubaiiiiiii 🙂

Aber auch in den vereinigten arabischen Emiraten wird es nicht glänzender. Auch nicht, wenn „die hier so große Wohnzimmer, wie von jemanden die Wohnung haben“ und nein, auch nicht, wenn die hier so „ganz andere Gebäude haben“. Das gewohnt naive O-Ton Potpourri des Formates kann selbst eine Kulisse aus Tausend und einer Nacht nicht übertönen.

Bei der ersten Modenschau haben die Mädchen dann zumindest die Chance ihr Potenzial auf dem Laufsteg und die pompösen Outfits von „Amato“ zu präsentieren.  In den Zuschauerreihen sitzen unter anderem auch Mitglieder des Königshauses von Dubai. Gar nicht royal wird es jedoch besonders für eine Kandidatin. Die rothaarige Maike schafft es auch beim zweiten Durchgang nicht die Mitte des Catwalks zu treffen. Backstage wird dann auch schon wieder über Maike, die im normalen Leben eine Brille trägt gelästert. JUHU!

Modewelt ist keine „Zott“-Sahnejoghurt-Family

Die Modewelt ist eben kein Pony-Streichelzoo und auch keine „Zott“-Sahnejoghurt-Family! Wer also Nächstenliebe im Modelbusiness sucht, scheitert. Allenfalls kann der TV-Sender „ProSieben“ etwas mit dem achten Gebot anfangen: Alles für die nächste Quote! Ob nun näher dran als je zuvor, die Perspektive ändert den Inhalt dieses Formates nicht. Dieser ist und bleibt genauso leer, wie meine Haribotüte danach. Da fällt mir ein, ich muss dringend mal wieder eine Diät machen… eine Mediendiät vom deutschen Privatfernsehen!

von: Nadja Tiedtke

(Foto by pixabay)

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