Die ganze Welt steht Kopf. Einen Sommer gab es nicht. Und obwohl man den momentanen meterologischen Zustand nicht „Sommer“ nennen kann, scheint es trotzdem irgendwie deplaziert Anfang September im Supermarkt neben dem Lebkuchen zu stehen.
Lebkuchen weckt Weihnachtsgefühle. Wenn man zur Zeit eines nicht braucht, dann sind es Weihnachts- bzw. Wintergefühle. Schließlich sind es noch ganze vier Monate bis das Christkind kommt.
Die Industrie konnte nicht wissen, dass Petrus entschieden hat, den Winter direkt an den Frühling anzuschließen. Doch ist es allseits bekannt, dass viele Menschen den Gedanken an Spekulatius im September eher abstoßend finden.
Das Erschreckende ist auch in diesem Fall wieder der menschliche Abgrund.
Der Mensch an sich regt sich auf. Warum um himmelst Willen gibt es Lebkuchen im Spätsommer? Der Mensch an sich geht in den Supermarkt, kauft ein, geht schielend an den Dominosteinen vorbei und wie von Zauberhand landet eine Packet Dominosteine im Einkaufswagen.
Warum tut der Mensch das? Handelt es sich bei dem Durchschnittsmenschen um einen Gourmet, der die vier Monate nicht mehr abwarten kann? Oder lechzt man nach Weihnachtsgefühl und dem Geruch nach Lebkuchen?
Selbst wenn es so ist, kann mir doch niemand erzählen, dass er sich nicht schämt, wenn die Kassiererin sich ein Grinsen nicht verkneifen kann, beim Anblick auf das Band. Auch die Tatsache, dass der Lebkuchen bis man zu Hause ist, fast flüssig ist, trägt nicht gerade zum „Weihnachtsfeeling“ bei.
Vergraulen wir etwa so die zwei Sonnenstrahlen, die uns noch geblieben sind?
Versuchen wir doch einfach bis Ende Oktober noch durchzuhalten. Dann ist ein Kauf legitimiert und die Dominosteine sind auch noch Dominosteine, wenn man zu Hause den Einkauf ausräumt.
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